Gedanken zur Jahreslosung 2020
Ich glaube, hilf meinem Unglauben.
(Markus 9,24)
So lautet die Losung für das Jahr 2020. Gründe für
den Unglauben gibt es mindestens zwei, das bestätigt
unsere Geschichte vom verzweifelten Vater eines
epileptischen Sohns.
Der erste Grund: Die Jünger Jesu taugen nichts. Zu
ihnen war der Vater mit seinem Sohn gekommen. Er
war davon ausgegangen, dass Jesu Jünger auch
konnten, was von Jesus, ihrem Meister, erzählt wurde:
Unheilbar Kranke heilen, böse Geister austreiben.
Doch die Jünger konnten’s nicht (Vers 18).
Der zweite Grund: Die Not ist zu groß. Der Sohn des
Vaters leidet bereits von Kind auf (Vers 21). Und wenn
die Anfälle kommen, wenn der Sohn um sich schlägt,
aus dem Mund schäumt und mit den Zähnen knirscht
(Vers 18), dann lähmt das auch diejenigen, die das
sehen und mitleiden. Wir wollen helfen, wissen aber
nicht, wie. Die Not ist so groß, dass auch die Jünger
aufgrund ihres Unglaubens nicht helfen können (Vers
19).
Wenn wir nach Gründen fragen, dann geht der
Unglaube ganz schnell zwei zu null in Führung. Die
Menge, die das Geschehen verfolgt, sieht das genau.
Am Ende erleben sie zwar die wunderbare Heilung
durch Jesus. Aber sollte diese ein Grund für den
Glauben sein? Wer sagt denn, dass Jesus das noch
einmal tun kann? Gibt es nicht unzählige Epileptiker
damals wie heute, die er nicht ebenso wunderbar
heilt? Und seiner Kirche hat er auch nicht die Vollmacht gegeben, alle
Kranken zu heilen, wie er ihr die Vollmacht gegeben hat, Sünden zu vergeben.
So kommen bei distanzierter Betrachtung noch weitere Gründe für den
Unglauben hinzu. Das wird solange weitergehen, wie wir Beobachter bleiben,
wenn Jesus uns begegnet. Das wird so lange bleiben, wie wir uns an den
Unzulänglichkeiten seiner Kirche, seiner Leute, ärgern. Anders kann und wird es nur werden,
wenn wir die Beobachterposition verlassen und uns betend und fastend in die Seelsorge und
Leibsorge Jesu begeben.
Auch dann ist der Unglaube noch nicht einfach weg. Aber dann begegnet der Unglaube
Christus. Und dann kann es passieren, dass wir aufhören, uns mit dem Unglauben zu
identifizieren, uns mit dem Unglauben in eins zu sehen, weil wir merken, dass Jesus uns nicht
auf ihn festlegt, dass Jesus uns nicht mit unserem Unglauben identifiziert. Genau diese
Entdeckung bricht sich Bahn, als der Vater des epileptischen Sohns seine Verzweiflung
hinausschreit: „Sogleich schrie der Vater des Kindes: Ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
Unglaube ist schlimmer als Epilepsie, als Aussatz, als Lähmung, als Blindheit, als Taubheit,
als Stummheit, als Tod. Die Not des Menschen, der Gott verloren hat, ist so groß, dass man
das nicht interessiert betrachten kann, sondern für sich und andere zu Gott schreien muss.
Jesus öffnet die Münder, öffnet die Herzen derer, die mit ihrer Not zu ihm kommen, weil er
helfen kann und helfen will. Dass er helfen will, das zeigt er durch seinen Weg ans Kreuz,
durch den er uns nicht nur aus Epilepsie, sondern aus der Gottverlassenheit und Hölle
unserer Sünde befreit. Dass er helfen kann, dass zeigt er durch seine siegreiche
Auferstehung und Himmelfahrt und durch die Sendung des Heiligen Geistes, der durch Jesu
Wort das Wunder möglich macht, dass Glaube wird und nicht wieder verlischt.
Solche heilsamen Begegnungen des eigenen Unglaubens mit dem Heiland auch in unseren
schönen Gottesdiensten im neuen Jahr und in der Ewigkeit wünscht Ihnen allen von Herzen
Ihr Pfarrer Armin Wenz
Jahreslosung 2020
Acryl von U. Wilke-Müller
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