Die Praxis des geschlossenen Abendmahlstisches
Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er
verraten ward, nahm er das Brot, dankte und
brach’s und gab’s seinen Jüngern und
sprach: „Nehmet hin und esset:
Das ist + mein Leib, der für euch gegeben wird.
Solches tut zu meinem Gedächtnis.“
Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem
Abendmahl, dankte und gab ihnen den und
sprach: „Nehmet hin und trinket alle daraus:
Dieser Kelch ist das neue Testament
in + meinem Blut, das für euch vergossen wird
zur Vergebung der Sünden.
Solches tut, sooft ihr′s trinket, zu meinem
Gedächtnis.“
Auf welcher theologischen Grundlage basiert der „geschlossene Abendmahlstisch“?
Es geht nicht darum, Menschen vom Heil auszuschließen
Einen endgültig „geschlossenen Abendmahlstisch“ wird es erst bei der Wiederkunft Christi geben, so
schildert es Christus selber in seinem Gleichnis von den zehn Jungfrauen in Matthäus 25,10-12.
Wenn die lutherische Kirche die Praxis übt, Glieder anderer Kirchen nicht bei sich zur Kommunion
zuzulassen, dann geht es nicht darum, Menschen vom Heil auszuschließen und die letzte Scheidung
zwischen drinnen und draußen schon einmal in die Gegenwart zu verlegen.
Sie maßt sich damit erst recht nicht an, die einzige christliche Kirche zu sein. Sie hat vielmehr andere
ernstliche Gründe für die Beibehaltung dieser Praxis.
Voraussetzung ist die Taufe
Voraussetzung für die Teilnahme am heiligen Mahl ist zunächst einmal die Taufe. Nur wer durch die
Taufe Kind Gottes geworden ist, ist auch an den Tisch im Vaterhaus Gottes eingeladen. Daher mussten
in der frühen Zeit der Kirche Ungetaufte den Gottesdienst vor Beginn der Sakramentsfeier verlassen.
Darum geht es wohl auch schon in 1.Kor. 16,22
1
, der am Anfang der Abendmahlsliturgie verlesen
wurde.
Zu einem Leib zusammengeschlossen
Im selben Brief schreibt Paulus: „Wer so isst und trinkt, dass er den Leib des Herrn nicht achtet, der isst
und trinkt sich selber zum Gericht.“ (1.Kor. 11,29) Eindrücklich weist er darauf hin, dass man sich mit
der Teilnahme am heiligen Abendmahl auch schaden kann. Dies geschieht, wenn man „den Leib des
Herrn nicht achtet“.
Damit ist ein Doppeltes gemeint:
Zum einen, dass man die Teilnahme am heiligen Abendmahl nur für seine Privatangelegenheit hält und
nicht wahrnimmt, dass man durch das heilige Mahl mit den anderen Kommunikanten zu dem einen
Leib des Herrn zusammengeschlossen wird. Wer sich lieblos oder unversöhnlich gegenüber denen
verhält, mit denen er die heilige Speise empfängt, „achtet den Leib des Herrn nicht“.
Dies geschieht zum anderen aber auch da, wo man glaubt, nur ein Stück Brot und einen Schluck Wein
im Sakrament zu empfangen.
Wer die klaren Schriftworte Christi nicht wahrnimmt oder sie umdeutet, erkennt die wahre Gabe des
Sakraments nicht und schadet sich gerade so, indem er diese Gabe empfängt, ohne sie zu achten.
Vor dem Mahl das Gespräch mit dem Pastor suchen
Wenn die lutherische Kirche Glieder anderer Kirchen bittet, vor der ersten Teilnahme am heiligen Mahl
das Gespräch mit dem Pastor zu suchen, dann möchte sie verhindern, dass Menschen sich das
Sakrament zum Gericht nehmen. Sie würde sich schuldig machen, wenn sie verschweigen würde, was
ihr zu bezeugen aufgetragen ist.
Die Teilnahme am Heiligen Mahl ist keine Privatsache
Doch sollte man es nicht jedem selber überlassen, ob er zum Sakrament kommen will oder nicht?
Wir hörten schon: Die Teilnahme am heiligen Mahl ist nicht nur meine Privatangelegenheit. Ich werde
eingebunden, ja, hineingezogen in die Gemeinschaft derer, mit denen ich das Sakrament empfange.
Darum sollte ich auch Ja sagen können zu dem, was bei dieser Sakramentsfeier bekannt wird, und das
Bekenntnis derer teilen, die mit mir das Sakrament empfangen.
Es geht hier schlicht und einfach um Ehrlichkeit. Wenn ich aber das Bekenntnis der lutherischen Kirche
teile, dann kann ich nicht am nächsten Sonntag an einer Sakramentsfeier teilnehmen, die dieses
Bekenntnis gerade nicht teilt, sondern verschleiert.
Dies ist etwa in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) der Fall, die die
sogenannte „Leuenberger Konkordie“ unterschrieben und damit die reformierte Abendmahlslehre als
richtige Auslegung der Abendmahlsworte Jesu anerkannt haben.
Wer an Sakramentsfeiern in unserer lutherischen Kirche teilnimmt,den bitten wir darum, nicht zugleich
in Kirchen mit einem anderen Abendmahlsbekenntnis zu kommunizieren. Und wer erkannt hat, was die
Gabe des Sakraments nach den Worten Christi tatsächlich ist, der wird dann auch in der Kirche zu
Hause sein wollen, die diese Gabe klar und unmissverständlich bekennt. Und er wird dann schließlich
auch Martin Luther recht geben, der sich zu dem Thema klar und deutlich geäußert hat.
Was sagt Martin Luther zu dem Thema?
Martin Luther sagt: „Es ist mir schrecklich zu hören, dass in einerlei Kirche oder bei einerlei Altar sollten
beide Teile einerlei Sakrament haben und empfangen, und ein Teil sollte glauben, es empfange nur
Brot und Wein, das andere aber glauben, es empfange den wahren Leib und Blut Christi. Und oft
zweifle ich, ob’s zu glauben sei, dass ein Prediger oder Seelsorger so verstockt und boshaft sein
könnte und hierzu stillschweigen und beide Teile lasse also gehen, ein jeglicher in seinem Wahn, dass
sie einerlei Sakrament empfangen, ein jeglicher nach seinem Glauben.“
(Pfr. Dr. Gottfried Martens)
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1
Wenn jemand den Herrn nicht liebhat, der sei verflucht. Maranata! (= „Unser Herr, komm!“ oder „Unser Herr kommt!“)
Kleiner Katechismus
(Martin Luther)
5. Hauptstück, 1. Frage:
Was ist das Sakrament
des Altars?
Es ist der wahre Leib und
Blut unsers Herrn Jesus
Christus, unter dem Brot
und Wein uns Christen zu
essen und zu trinken von
Christus selbst eingesetzt.
Heidelberger
Katechismus
(reformiert)
Frage 78:
Werden denn Brot und
Wein in Leib und Blut
Christi verwandelt?
Nein. Wie das Wasser bei
der Taufe nicht in das Blut
Christi verwandelt wird
oder selbst die Sünden
abwäscht, sondern Gottes
Wahrzeichen und Pfand
dafür ist, so wird auch das
Brot im Abendmahl nicht
der Leib Christi,
auch wenn es in den
Worten, die beim
Abendmahl gebraucht
werden, als der Leib
Christi bezeichnet wird.